Sonntag, 31. Januar 2016

Meine geliebte Nähmaschine? ... alles eine Frage der Einstellung

Wir reden zwar immer vom Nähen. Aber jeder von uns weiss auch, dass die ganzen Vorarbeiten eine Menge Zeit inanspruch nehmen.

Das Schnittmuster muss abgepaust, ausgeschnitten und zusammen geklebt werden. Dann wird nochmal alles auf den Stoff übertragen und wieder heißt es schneiden. Für das Patchworken können Meter von Stoff in klitzekleine und allerkleinste Teile geschnitten werden, nur um sie dann wieder mühsam zusammen zunähen.



Und dann endlich geht es an die Nähmaschine. Vor lauter Freude, dass endlich genäht werden kann, wird dann vergessen, die Nähmaschine auf das entsprechende Nähstück einzustellen. Zumindest mir geht es so, manchmal etwas mehr, manchmal etwas weniger.

Stunden der Arbeitsvorbereitung können hier im Bruchteil einer Sekunde zunichte gemacht werden und es droht dem Projekt der Ufo-Tod.

Der Nahtanfang ist nicht sauber, die Nähmaschine hat den Stoff gefressen. Der Unterfaden führt ein Eigenleben und produziert lustig Unterfadenwürste. Der Stoff wird nicht richtig transportiert, dadurch sind die Stich zu klein. Diese Liste könnte noch unendlich weitergeführt werden.

Aber wie so oft, ist gar nicht die Maschine das Problem, sondern das Problem sitzt vor der Maschine. Aus eben diesem Grund habe ich mir jetzt einen Merkzettel geschrieben, der neben der Nähmaschine liegt und so dem Vergessen entgegenwirkt.

Sollen wir uns die Punkte mal einzeln ansehen?

Nähnadel

Eine Seidenbluse mit einer Jeansnähnadel zu nähen geht! Aber es ist keine gute Idee, es sei denn, man möchte eine Seidenbluse mit Lace-Effekt haben ;-). Das Thema Nähnadel wurde ja hier bereits besprochen.

Wenn die Nähmaschine bei mehreren Lagen Stoff Stiche ausläßt, dann wechselt mal auf die nächst höhere Nadel, z. B. ihr habt eine 70iger Nadel drin, dann nehmt ihr eine 80iger Nadel. Eventuell reicht das aber noch nicht und ihr könnt sogar auf eine 90iger Nadel wechseln. Bei mir hilft das eigentlich immer und alle Stiche werden wieder genäht.

Aber es gibt ja auch noch den schwierigen Fall, wo nur zwei Nähte aufeinander treffen. An so einer Stelle ist ein Nadelwechsel mitten drin nicht möglich. Über so eine Stelle fahre ich dann immer vor und zurück und wieder vor. Damit sind dann auch diese Stellen gut gesichert.

Nähgarn

Für ein schönes Nähergebnis ist auch das richtige Nähgarn wichtig. Bleiben wir bei dem Beispiel mit der Seidenbluse. Natürlich kann man sie auch mit Jeansnähgarn nähen. So eine Naht wird auch bombig halten. Aber ob der Seidenstoff das überlebt? Wer nochmal etwas über Nähgarn nachlesen möchte, auch das wurde ja schon besprochen: hier.

Fadenspannung

Eine Nähmaschinennaht besteht aus zwei getrennten Fäden, dem Oberfaden und dem Unterfaden. Erst wenn beide optimal auf einander abgestimmt sind, entsteht eine schöne, ordentliche Naht.

Ist die Oberfadenspannung zu hoch, so wird der Unterfaden durch den Stoff stärker nach oben gezogen und ist dort sichtbar. Ist die Oberfadenspannung zu niedrig, wird der Oberfaden mehr in den Stoff gezogen. Das gleiche gilt umgekehrt auch für den Unterfaden.

Nähfußdruck


Der Nähfußdruck übt von oben Druck auf den Stoff aus und drückt in somit gegen den Transporteur.  Der Transporteur wiederum drückt von unten dagegen und bewegt so den Stoff unter dem Nähfuß weiter. Durch dieses Zusammenspiel von Nähfußdruck und Transporteur wird der Stoff  gleichmäßig transportiert und eine perfekte Naht entsteht.

Der Nähfußdruck presst die Stofflagen so fest zusammen, dass diese sich gleichmäßig miteinander bewegen. Der Stoff wird straff gehalten, damit die Stiche genau in den Stoff gestochen werden können, so dass ein gleichmäßiges Stichbild entsteht. Der Nähfußdruck verhindert das der Stoff nach unten durch das Loch in der Stichplatte gezogen wird.

Ist der Nähfußdruck richtig eingestellt, werden die Stofflagen gleichmäßig transportiert, und es entsteht eine perfekte gerade Naht ohne Verzug oder Wellen.

Grundsätzlich (bis auf Ausnahmen) gilt, je dicker bzw. schwerer der Stoff umso stärker der Nähfußdruck und je leichter bzw. dünner der Stoff umso geringer der Nähfußdruck.

Nähfuß

Viele Näharbeiten lassen sich sicher mit dem Standardnähfuß nähen. Aber für einige spezielle Aufgaben gibt es eben auch spezielle Nähfüße. Der Reißverschlußfuß ist so ein Spezialnähfuß. Weitere Nähfüße sind: Applikationsfuß, Quiltfuß, Stickfuß, Knopfannähfuß, Knopflochfuß und noch viele andere mehr.

Da hilft es nur, sich bei seinem Nähmaschinenhersteller zu informieren und sich einen Überblick zu verschaffen. Nähfüße sind ja auch teuer und nicht jeden Fuß braucht man wirklich.

Stichlänge

Für die richtige Stichlänge gilt. Je schwerer bzw. dicker der Stoff ist, um so größer sollte die Stichlänge sein. Bei Zierstichen kann es also durchaus möglich sein, dass z. B. ein Stich auf einem Baumwollstoff wunderbar genäht werden kann, aber auf 4 Lagen Jeans versagt er.

Nadelposition

An jeder modernen Nähmaschine kann die Nadelposition von der Mitte aus jeweils nach rechts oder links in mehreren Schritten  verstellt werden. Besonders beim knappkantigen absteppen oder beim Einnähen eines Reißverschlußes ist das ein unschätzbarer Vorteil.

Transporteur

Ha! ... der Transporteuer! Was man daran verstellen kann? Beim Quilten ist es z. B. unverzichtbar ihn nach unten zu versenken, genauso wie beim Freihandsticken . Erinnern wir uns, der Transporteuer bewegt den Stoff nach hinten, aber beim Quilten oder Freihandsticken bewegt man sich frei in jede x-beliebige Richtung.

Obertransporter

Für mehrere Lagen Stoff oder bei schwierigen Materialien wie z. B. Kunstleder, Wachstuch oder Leder unterstützt der Obertranporter den Nähfußdruck, um das Nähstück gleichmäßig nach hinten zu transportieren. Der Obertransport fällt auch mit unter den Punkt Nähfuß, den für viele Maschinen kann der Obertransport separat gekauft werden. An meiner Maschine ist er integriert und ich muss ihn nur herunter klappen.

Stichplatte

Zu der Stichplatte gibt es so einiges mehr zu schreiben. Eigentlich würde ich darüber lieber einen eigenen Blogpost schreiben, aber nur wenn es euch nicht langweilt :o).


Ob und wie ihr das an euren Nähmaschinen einstellen könnt, entnehmt ihr bitte eurem Handbuch. Wer kein Handbuch mehr hat, der sollte mal die Suchmaschinen befragen. Mittlerweile gibt es viele Hersteller, die selbst von älteren Modellen, die Handbücher als PDF-Datei online stellen.

Im Zweifel gilt aber auch, bevor ihr euer eigentliches Werk nähen wollt, macht immer Nähproben mit den Stoffresten, die beim Schneiden ja automatisch anfallen.

Puuuuh! ... noch jemand da? ;-)

Ich weiß, dass war eine Menge Text, leider konnte ich das nicht verhindern, nähen ist nunmal ein höchst komplexes Hobby.

Einen Tipp habe ich für heute aber noch. Oft kann man eine Näharbeit zeitlich nicht an einem Stück schaffen. Dafür habe ich mir nun kleine Kärtchen gekauft, um mir alle Einstellungen an der Nähmaschine zu notieren. Das Kärtchen wird dann mit dem Nähprojekt verwahrt und wenn ich dann weiternähe, dann brauche ich die Einstellungen nur abzulesen.

Auch Nähproben von Materialien, die man selber ehr selten vernäht, kann man mit so einem kleinen beschrifteten Kärtchen, in einer Klarsichthülle bei den Schnittmuster verwahren. Dann muss man beim nächsten mal nicht wieder mühsam rumprobieren.

Die, die auch Interesse an so einem Merkzettel haben, können ihn sich hier downloaden.

Jetzt aber viel Spaß beim Nähen oder Stricken oder was ihr gerade eben so macht.

Lieben Gruß
Angie

14 Kommentare:

  1. Hallo Angie,
    Habe bis unten durchgehalten, den Post über die Stichplatte würde mich in der Tat interessieren, alles andere war eine super Zusammenfassung.
    Lieben Gruß,
    Petra

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    1. Liebe Petra,
      da Du ja selber nähst, war da wohl nichts neues für Dich bei. Du kennst das Einstellen der Nähmaschine ja schon.
      Und den Beitrag für die Stichplatten werde ich dann jetzt schreiben. Ich war selber ganz erstaunt was es darüber so alles zu wissen gibt.
      Lieben Gruß
      Angie

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  2. Hallo Angie,
    es gibt da noch eine Einstellung, die ganz furchtbar ist und eigentlich immer daneben geht: Wenn die Person vor der Maschine nur mal eben ganz schnell noch was machen will - dann stimmt bestimmt keine Maschineneinstellung und die Maschine wird zum Menschen und bockt herum. Danach kann ich nur noch trennen, trennen, trennen. Deshalb nie in Eile, sondern immer mit der Ruhe ;) Ob das allerdings immer klappt, verrate ich hier nicht. Auf jeden Fall vielen Dank für den Einstellungszettel und ich freue mich auf die nfos zur Stichplatte. Viele Grüße,
    Martina

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    1. Liebe Martina,
      den Ruheknopf gibt es aber nicht an der Maschine ;-). Sollte ich aber jemals die perfekte Lösung für den Menschen finden, dann werde ich darüber berichten.
      Die Zettel sind wirklich sehr hilfreich. Seit ich sie benutze bin ich viel schneller wieder im Thema, wenn eine Arbeit mal ein bisschen liegen musste.
      Lieben Gruß
      Angie

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  3. Liebe Angie,
    danke für den interessanten Bericht.
    So kleine Merkzettel habe ich auch !
    LG
    Käthe

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    1. Liebe Käthe,
      ich bin gerade sooo froh, dass ich nicht alleine mit dem Zettel dastehe. Wir vergessen ja alle mal was und das Aufschreiben hilft einem da doch sehr.
      Lieben Gruß
      Angie

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  4. Liebe Angie,
    ein klasse Post und die Idee mit den Merkzetteln finde ich genial. Vielen Dank!
    Liebe Grüße Sandra

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    1. Liebe Sandra,
      wer kann schon ein Projekt an einem Tag fertigstellen? Ich nicht ... manchmal können Wochen vergehen, die mit vielen Zwischenprojekten bestickt sind. Ja und dann! ... dann vergesse ich, welche Einstellungen für welches Projekt :o).
      Lieben Gruß
      Angie

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  5. Schöner Beitrag Angie und vielen Dank für den Merkzettel.

    Weiterhin viel Freude beim Nähen und Bloggen wünschend,
    der Micha

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    1. Lieber Micha,
      das Nachgrübeln welche Einstellungen für welches Projekt war ein echter Zeiträuber für mich. Mit dem kleinen Zetteln ist das Problem aber gelöst :-).
      Lieben Gruß
      Angie

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  6. wahnsinn.. ich glaube du hast nix vergessen. wenn man nicht näht, dann meint man, man braucht stunden um die nähma erstmal zu justieren ;)
    danke für den Merkzettel
    liebe grüße
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    1. Liebe Gusta,
      darf ich Dich zitieren:" ... wenn man nicht näht, dann meint man, man braucht stunden um die nähma erstmal zu justieren ;)...".
      Möglicherweise ist das auch der Grund, warum das der Beitrag mit den bisher aaaaaaller wenigsten Klicks ist *lach*.
      Hm! ... ist wohl doch ein bisschen zu lang geworden und dann auch nur mit einem Bild ;-).
      Lieben Gruß
      Angie

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  7. Wow! DANKE für die tolle Zusammenfassung! Ich bin ja null profi was Nähen betrifft und leg immer einfach drauf los.
    Nun nähe ich meistens mit ähnlichen Stoffen, daher ging´s meist dann doch irgendwie gut. Trotzdem macht die Naht dann doch oft nicht das was ich will und dann habe ich einfach keine Ahnung und dreh rum wo geht und ärgere mich.
    Deinen Post hab ich gespeichert und übrigens würde mich schon interessieren, was die Stichplatte so drauf hat, denn das man da was bedenken muss, wär mir nie in den Sinn gekommen und jetzt bin ich super neugierig!

    Lieben Gruß,
    Susanna

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    1. Liebe Susanna,
      ja! ... das Nähen ist eine höchst komplexe Angelegenheit. Es gibt vieles woran man denken muss :o). Schön, wenn Du aus dem Beitrag etwas nutzbringendes gewonnen hast, so macht mir das Schreiben der Artikel nämlich sehr viel mehr Spaß.
      Lieben Gruß
      Angie

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