Freitag, 10. Februar 2017

Handquilten in alle Richtungen in der traditionellen Art der Amish nach Ester Miller

Vorab, bitte ich die schlechte Qualität der Fotos zu entschuldigen, aber erstens war es ja kein Fotokurs und zweitens, war schlicht und ergreifend nicht viel Zeit, um überhaupt Fotos zu machen.

Der Titel verrät es ja schon, mit Miriam (*klick*) war ich am letzten Wochenende zu einem Handquiltkurs in Bielefeld bei Gunhild Fette.

Gunhild Fette (*klick*) war eine Schülerin bei Esther Miller und ist heute selber ausgebildete Trainerin, die das Handquilten in alle Richtungen in der traditionellen Art der Amish unterrichtet.

Letztes Jahr im Oktober lernten wir Gunhild Fette auf der Nadel und Faden in Osnabrück kurz kennen. Ihre feinen Handquilt-Arbeiten und ihr überaus sympathisches Wesen haben Miriam und mich derart begeistert, dass wir uns sodann am nächsten Tag zu einem Kurs anmeldeten und dem Februar entgegen fieberten.

Der Kurs ging über zwei Tage und bei ca. 200 km Anfahrtsweg, haben wir uns schnell entschieden im Tagungshotel Lindenhof, in dem der Kurs auch stattfand, zu übernachten.


Hier auf dem Bild mein Zimmer. Eigentlich war es ja mehr so etwas wie eine kleine Wohnung ;-). Wenn man reinkam, dann stand man direkt in so einem Mini-Flur. Von dem Mini-Flur ging dann das Badezimmer und die Schlafkammer ab.

Neben ordentlich und sauber, wurden die Gäste sehr fürsorglich umhegt. Die Heizung stand in der kleinen Schlafkammer auf Stufe 3! Die musste ich erstmal abdrehen, in so einem warmen Zimmer kann ich nicht schlafen :o).


Zu dem Kurs gehörte auch eine Verpflegungspauschale. In den Pausen ging es dann rüber in das schöne Fachwerkgebäude, in dem sich das Restaurant befindet. Weiß Gott ... es hätte uns schlechter treffen können ;-).

Das Essen gab es in offener Buffet-Form. Es war für jeden etwas dabei und es war auch reichlich!

Jetzt aber zu dem wichtigsten Teil des Wochenendes, der Handquilt-Kurs.

Der Handquilt-Kurs ist in verschiedene Teile gegliedert. Zuerst gab es immer ein Päckchen Theorie, ganz so, wie in der Schule. Dann wurde die Theorie in die Praxis umgesetzt und jeder konnte (musste! ;-)) üben. Gunhild ging dann von Schülerin zu Schülerin und korrigierte Hand- bzw. Körperhaltung oder unterstützte mit Tipps und Tricks. Nach dem Üben gab es eine Pause. Mal als einfache Kaffeepause, mal als Mittagspause.

Der Kurs ging am Samstag und Sonntag jeweils von 9.30 - 17.30 Uhr.


Zu viert saßen wir an solchen großen Stangenquiltrahmen. Insgesamt waren wir 12 Frauen. Jede mit ihrer eigenen Motivation, warum sie das Handquilten lernen wollte. Aber alle mit dem gleichen Ziel, nämlich den Kurs zu beenden, mit reichlich neuem Wissen im Gepäck.


Die Folterinstrumente ;-): links, der silberne Roxette-Fingerhut. In der Mitte, der weiße Nadelgleiter und rechts, der gelbe Nadelzieher (Nadeltrecker). Der Thumb Thimble (Daumenfingerhut) nach Ted Storm (Ted Storm: die niederländische Erfinderin des Fingerhuts) ist hier nicht auf dem Bild drauf, der bekommt gleich eine extra Einladung ;-).


Auf diesem Bild in der Mitte (der halboffene Ring) seht ihr den Daumenfingerhut.

Hier hatte ich ja schonmal davon berichtet (*klick*), dass ich ein bisschen das Handquilten geübt habe. Soweit kam ich auch ganz gut zu recht. Bis auf diesen fiesen Daumenfingerhut. Der wollte einfach nicht! ... ständig flischte die Nadel in alle Herrgotts Richtungen! Nur landete die Nadel dabei viel zu selten im Stoff. Wenn sie dann doch aber mal versehentlich im Stoff landete, dann schaffte ich höchstens einen Stich, maximal zwei. Mehr war nicht  drin. Mich ließ das Ganze auf jeden Fall sehr verzweifeln.

Aber der Kurs brachte neue Erkenntnisse. Meine Sitzposition war falsch. Eine minimale Drehung, von sagen wir mal 10° und schon war die Sache geritzt. Zack und bäm, die Nadel landete im Stoff!


Fertig geworden ist mein Probenstück leider nicht. Mit dem Daumenfingerhut komme ich zur Zeit nur sehr langsam voran. Aber was soll es. Es ist Handquilten! ... ich bin ja nicht auf der Flucht ;-).

Ferner lernten wir in dem Kurs, aus ganz einfachen Mitteln, unseren eigenen variablen Stand-quiltrahmen zu bauen.

Die zwei Tage waren leider viel zu schnell um! Wenn es nach mir ginge, dann säßen wir jetzt noch an dem Quiltrahmen.

Auf der Rückfahrt haben wir das ganze dann nochmal Revue passieren lassen. Dabei sagte Miriam dann:" Ist schon seltsam, gell. Wir kannten die anderen Frauen gar nicht. Aber am Quiltrahmen waren wir ganz schnell eine Gemeinschaft."

Bei den Amish wird Gemeinschaft ja groß geschrieben. Daher verwundert es nicht, dass sie gerade solche Traditionen sehr pflegen. Wobei die Amish-Frauen sich dabei bestimmt über alles mögliche unterhalten. Während unserer Übungseinheiten war es so mucksmäuschen still im Zimmer, da hätte man die Stecknadel fallen gehört ;-).

Mein Fazit: Ich würde den Kurs sofort wieder machen. Eigentlich war mein Ziel, einen Kurs bei Esther Miller zu besuchen. Aber erstens sind die Kurse bei ihr sehr schnell ausgebucht und zweitens sind es ca. 950 km Strecke, die bewältigt werden wollen.

Die Alternative in Bielefeld kam daher mehr als gelegen und ich habe nichts vermisst. Alles was ich mir von dem Kurs erhofft habe, habe ich auch gelernt. Das Üben nimmt einem niemand ab und so heißt es für die Zukunft, üben, üben und nochmal üben.

Habt ein schönes Wochenende und genießt zwei freie Tage
eure Angie


20 Kommentare:

  1. Moin Angie,
    meinen größten Respekt! Das ist was ich mir nie zutrauen würde.
    Toll beschrieben hast du deinen Kurs. Es war bestimmt sehr spannend.
    Schönes Wochenende LG Betty

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    1. Liebe Betty,
      es war spannend und am Ende des Kurses konnte jede Frau in alle 4 Richtungen handquilten. Es muss ja nicht immer gleich der King Size Quilt sein, ein Kissenbezug oder ein kleines Deckchen tun es ja auch ;-).
      Lieben Gruß und auch ein schönes Wochenende
      Angie

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  2. Liebe Angie,
    auch als Nichtnäherin ist Dein Bericht äußerst spannend für mich. Ich finde es großartig, dass Du Dich an dieses Thema heranwagst. Dass die Sitzposition einen derart großen Einfluss auf die Handhabung der Nadel hat, hätte ich nicht gedacht. Der Kurs hat bestimmt viel Spaß gemacht. Allein die Umgebung sieht schon sehr einladend aus. Jetzt heißt es üben :-) Mit Deinem Ergeiz wirst Du bestimmt schnell vorankommen. Viel Freude dabei!
    Liebe Grüße
    Anneli

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    1. Liebe Anneli,
      das Hotel liegt sehr abgelegen. Genau richtig, um sich auf eine meditative Handarbeiten wie das Quilten einzulassen.
      Die Frauen der Amish sitzen an großen Standrahmen. Bis zu 20 Frauen quilten einen Quilt gleichzeitig. Der Standrahmen kann nicht gedreht werden. Auch die Frauen verlassen ihren eingenommenen Platz nicht. Insoweit kommt der richtigen Sitzposition eine zentrale Bedeutung zu. Wenn man es weiß ;-))).
      Lieben Gruß
      Angie

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  3. Liebe Angie,
    das war sicherlich eine schöne Abwechslung.
    Schade, es sieht so aus, als hätte es geregnet. Da konntet Ihr sicherlich nicht nach getaner Arbeit noch ein wenig spazieren gehen. Ich habe das immer nach irgendwelchen Lehrgängen sehr gern gemacht. Da konnte das gelernte Sacken und am nächsten Tag dann mit neuem Schwung weitergehen.
    Herzliche Grüße
    Pia René

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    1. Liebe Pia René,
      zu dem Hotel gehört ein japanischer Garten. Aber leider hat uns der Regen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dafür haben wir Übernachtungs-Frauen den Abend dann gemeinsam ausklingen lassen.
      Es war ein tolles Wochenende, dass viel zu schnell zu Ende war :-).
      Lieben Gruß
      Angie

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  4. Liebe Angie,
    Heute vor einer Woche waren wir schon unterwegs...und wir hatten ja sooooo ein Glück...hier schneit es gerade mal so richtig dolle...da hätte Aotofahren gar keinen Spaß gemacht. Es war wirklich ein richtig schönes WE und heute lege ich mal so richtig los, am Quiltrahmen. Danke für den schönen Bericht,
    Liebe Grüße,
    Miri

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    1. Liebe Miri,
      heute vor einer Woche hatten wir schon die ersten Quiltstiche getan :-). Ja, mit dem Wetter hatten wir super Glück. Kein Schnee, kein Glatteis, nur ein bisschen Regen.
      Allerdings ist die momentane Wetterlage bestens geeignet sich an den Quiltrahmen zu setzen und ein bisschen zu quilten :-))).
      Lieben Gruß
      Angie

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  5. Hallo Angie, das ist ja ein ganz toller Bericht und ich bekomme richtig Lust, auch mal so einen Kurs zu besuchen. Mal sehen, vielleicht finde ich ja jemanden aus meiner Patchworkgruppe, der auch Lust hat, mitzufahren.
    Noch ein schönes Wochenende und ein lieber Gruß aus dem verschneiten Aachen
    Beate

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    1. Liebe Beate,
      es waren auch einige Frauen ohne Begleitung da ;-). Also nicht aufhalten lassen, sondern einfach machen.
      Der Kurs war toll und man lernt alles, was man für das Handquilten braucht :-).
      Lieben Gruß
      Angie

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  6. Liebe Angie,
    das ist ein toller Bericht und ich bin auch ganz begeistert von den Amish Frauen wie sie geqiultet haben. In den USA habe ich mal in einem Museum gesehen wie sie früher und heute noch arbeiten. Es würde mich auch reitzen und Bielefeld ist gar nicht so weit von uns entfernt. Im Moment habe ich sowieso das Patchworken für mich entdeckt, genauso wie das Paper Piecing. Nur hat der Tag nur 24 Std., leider und meine Gesundheit macht mir sehr oft einen Strich dadurch. bin gespannt auf deine Werke , die du uns sicher zeigen wirst.

    Liebe Grüße Marita

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    1. Liebe Marita,
      das mit dem 24 Stunden Tag ist leider die Krux an der Sache. Mein Zeitkonto ist chronisch pleite ;o).
      Aber davon wollen wir uns ja nicht den Spaß verderben lassen, nech?
      Lass es Dir gut gehen und alles Liebe
      Angie

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  7. Liebe Angie,
    ich hab jetzt wirklich ganz gespannt und fast atemlos deinen post gelesen. Das Thema hat mich sehr interessiert und am liebsten würde ich auch mal sowas machen. Super, dass ihr euch das gegönnt und viel davon profitiert habt. Man geht doch viel wissender an die Sache ran und so macht es Spaß.
    LG eSTe

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    1. Liebe Este,
      weiter oben im Beitrag findest Du einen Link zu der Seite von Gunhild. Sie fährt mit dem Kurs ja durch die halbe Republik. So viel ich weiß findet auch ein Kurs im PLZ-Bereich 7 statt. Das könnte für Dich doch eventuell machbar sein? :-)
      Lieben Gruß
      Angie

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  8. Klingt echt nach einem ganz tollen Wochenende! :) Handquilten würde ich auch mal gerne, die Technik finde ich wirklich sehr faszinierend.

    Viele Grüße,
    Daphne

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    1. Liebe Daphne,
      wenn man den Dreh erstmal raus hat, dann ist es eine sehr meditative Beschäftigung und es macht Spaß :-).
      Trau Dich!
      Lieben Gruß
      Angie

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  9. Liebe Angi,
    ein schöner Bericht, über eine schöne Tätigkeit. :-) Der meditative Ansatz gefällt mir sehr gut. Es ist schon eine gehörige Portion Wachheit, Konzentration und Aufmerksamkeit notwendig... bis der Flow beginnt - wie eben beim Meditieren dann auch. Danke dafür, dass ich Einblick nehmen durfte.
    Liebe Grüße
    Jara

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    1. Liebe Jara,
      ja, das Handquilten ist eine sehr ruhige, leise Tätigkeit. Da brummt keine Nähmaschine mit ;o).
      Und Spaß macht es noch obendrein.
      Lieben Gruß
      Angie

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  10. Liebe Angi,
    vielen dank für den schönen Bericht. Vor knapp einem Jahr war ich bei esther Miller und auch mir hat der Kurs sehr gefallen. Handquilten hat etwas so Meditatives. Ich habe mir keinen Stangenrahmen gebaut - ich weiß nicht, wo ich ihn hinstellen soll. Leider habe ich auf meinem Rahmen auch nur wenige Stiche gemacht und bestimmt Vieles wieder vergessen. Grrr. Dir und deiner Freundin wünsche ich aber ganz viel Flow und -hoffentlich- zeigst du hier deine Fortschritte ...
    Ein schönes Wochenende
    Beate

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    1. Liebe Beate,
      danke für Deine netten Worte. Das Thema Stangenquiltrahmen ist auch hier ein Problem. So gerne ich auch einen haben möchte, es ist einfach kein Platz für so ein Ding. Zum Glück gibt es ja Alternativen. Davon werde ich demnächst Mal berichten.
      Über meine Fortschritte werde ich euch bestimmt auf dem Laufendem halten. Ich unterhalte mich einfach zu gerne mit euch :-).
      Lieben Gruß
      Angie

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